Als ich 1981 mein Studium beendete, war es für alle Absolventen Pflicht, für 3 Jahre in einem staatlichen Betrieb zu arbeiten. Die Arbeitsplätze für einen Grafiker waren rar, jedenfalls in der Hauptstadt der DDR, in Berlin. Und eigentlich sollten die Berliner Absolventen ja auch in die Provinz, es sei denn, sie hätten triftige Gründe, Berlin nicht verlassen zu müssen. Meiner war meine bereits bestehende Familie, mein Mann und meine 3-jährige Tochter. Ein Kommilitone trat mir seinen Platz beim Reisebüro der DDR ab, da er eine interessantere Stelle gefunden hatte. Welch ein Glück für ihn. Diese Arbeit in einem dunklen Berliner Hinterhof, in dem nie ein Sonnenstrahl die Fenster der Arbeitsräume berührte, war sehr eintönig – layouten, layouten, layouten …
Also illustrierte ich zunächst zu meinem eigenen Vergnügen und Ausgleich. Bücher illustrieren war ein Traum und schwer war es, in die entsprechenden Verlage zu kommen. Voraussetzung war auch die Mitgliedschaft im Verband Bildender Künstler. Damit verband sich nämlich eine Steuernummer und mit dieser die Möglichkeit, freiberuflich zu arbeiten. Für mich hieß das nun: Aufnahmeprüfung als Kandidatin, dann 3 Jahre Kandidatur, dann Aufnahmeprüfung für die Mitgliedschaft.
Neben gebrauchsgrafischer Arbeit und der Tätigkeit als Kursleiterin in verschiedenen Einrichtungen illustrierte ich weiter so für mich hin und putzte bei den Verlagen die Klinken … bis ich 1987 mein erstes Buch illustrieren und sogar die Gesamtgestaltung übernehmen durfte. Sogleich folgten ein zweites und ein drittes Buch und ein zweiter Verlag interessierte sich für mich und war mit mir in Verhandlung, aber da war es auch schon wieder vorbei. Die Woge der Wendezeit spülte „meine Verlage“ hinweg und das dritte Buch, obwohl fertig, wurde Makulatur unter einem neuen Verleger. Mein "Traum vom Möglichen" (so hieß das letzte Buch) war ausgeträumt. Das Blatt hatte sich für mich gewendet – ich suchte Arbeit, eine soziale Arbeit! Diese fand ich im Behindertenbereich im Rahmen von ABM und LKZ: künstlerische Arbeit mit geistig behinderten Menschen. Und, als wäre sie mein eigentliches Ziel gewesen, begeisterte mich diese von Anbeginn … bis heute. Von nun an war an Illustration nicht mehr zu denken und meine eigene künstlerische Arbeit nahm eine andere Dimension an: das Format änderte sich und mit ihm Form und Inhalte, aber die Liebe zum geschriebenen Wort ist geblieben und durchzieht zumindest teilweise meine Bilder.